Ein deutscher Massen-Mörder
von ungeborenen Kindern!
Der Münchner Arzt Friedrich Stapf
hat über 70000mal abgetrieben*
Der Münchner Arzt Friedrich Stapf
hat über 70000mal abgetrieben // Zuletzt
entscheidet die Frau!
Vom
Bundesverfassungsgericht hat er recht bekommen: Der Münchner Arzt
Friedrich Stapf darf – obwohl kein Gynäkologe – weiterhin
Schwangerschaften abbrechen. Damit führt er das weiter,
was er seit 18 Jahren ausschließlich
macht: abtreiben. 70 000 Frauen hat er vom ungewünschten Kind
"befreit".
In ÄRZTLICHE PRAXIS zeigt Stapf eine überraschend differenzierte
Einstellung zum Thema Abtreibung: ein Überzeugter, der dennoch kein Täter
sein will.
Der Sieger von Karlsruhe wühlt sich hektisch durch die Unordnung im
vollgestopften Arbeitszimmer. Seine Jacke hat er achtlos über die
Stuhllehne geworfen. Eine Zigarette schnorrt er, da er seine eigenen im
Durcheinander so schnell nicht findet. Die Tasse Kaffee wackelt auf einem
Stoß Papier. "Ich habe noch nicht aufräumen können", entschuldigt sich
Friedrich Andreas Stapf wenig glaubhaft. Nein, fürs Aufräumen hat einer
wie er keine Zeit.
Die Hektik des 52jährigen im engen Arbeitszimmer steht im überraschenden
Gegensatz zur Ruhe, Ordnung und Großzügigkeit seiner Praxis: "Ich bin
nicht wichtig", scheint Stapf den Gedanken des Reporters erraten zu haben,
"wichtig sind die Frauen, die verzweifelt und allein gelassen zu uns
kommen!" Durchschnittlich 20 am Tag sind es. Aus allen Bevölkerungsteilen,
allen Altersstufen und aus allen sozialen Schichten.
Als "Massentöter"
im
Bayerischen Landtag gebrandmarkt
Seit Jahrzehnten legt Stapf sich an mit Politikern, vorzugsweise aus der
CDU und CSU, mit Ärzte-Funktionären und mit der Katholischen Kirche. Der
Provokateur kassiert auch selbst manchen Schlag unter die Gürtellinie,
etwa als ihn im Bayerischen Landtag der CSU-Abgeordnete und Chirurg Thomas
Zimmermann "Massentöter" nannte und dabei mit dem Finger auf ihn zeigte.
Das bewegt Stapf noch heute. Trotzdem bietet er seiner Widersacherin, der
Bayerischen Sozialministerin Barbara Stamm, in einem Brief die
Zusammenarbeit an. Wieder geht es ihm um die Sache: Diesmal um Frauen aus
Ex-Jugoslawien, die – ungewollt schwanger – abgeschoben werden sollen.
Stapf sieht Abtreibungen überraschend differenziert: "Nicht jeder Arzt
soll sie machen dürfen", fordert er. Er ist dafür, Frauen zu beraten. Er
ist dafür, Schwangere zu unterstützen. Fundamentalistisch wirkt der
geschiedene Vater von zwei Söhnen allenfalls, wenn er plädiert, "die
Entscheidung der Frau zu respektieren".
Von 1980 bis 1983 praktizierte Stapf in
Wiesbaden,
von 1987 bis 1991 im hessischen
Langen.
Danach der Umzug nach Stuttgart.
"Ich dachte
mir, es kann doch nicht sein, daß meine Patientinnen überwiegend
schwäbisch und bayerisch reden. Aber dort gab es eben keine Möglichkeiten
wie in Hessen."
Abtreibungs-Ärzte müssen dort sein, wo Frauen im Konflikt leben
Die Stadt Stuttgart baute ihm eine Abtreibungspraxis in die städtische
Frauenklinik Berg. Zwei Gynäkologen arbeiten heute dort. Stapf hat die
Praxis 1994, mit dem Segen von Stadt und Krankenhaus, in eine Privatklinik
umgewandelt.
Damals zog Stapf nach München. Eine
richtige Entscheidung für ihn, denn "eine Schwangere können sie nicht 300
Kilometer zum Beratungsgespräch laden, um sie dann wieder heimzuschicken,
damit sie sich die Abtreibung überlegt. Eine Woche später soll sie zum
Eingriff erneut anreisen." Stapf sicher: "Nur wer die Praxis in der Nähe
weiß, überdenkt eine Abtreibung noch einmal!"
Finanzielles Harakiri für die Praxis in München
München, Anfang der 90er Jahre: Für einen Abtreibungsarzt wie Stapf "die
Höhle des Löwen". "Keine einzige Bank gab mir Kredit, weil die wußten, daß
mich die Staatsregierung im Visier hat. Finanziell war das Harakiri,
Verwandtenkredite und so, um diese Praxis zu finanzieren."
Um so mehr ärgert sich der Mercedes-Fahrer über diejenigen, die ihm
vorwerfen, daß er mit Abtreibungen "nur Geld" mache. Stapf: "Jeder Arzt
verdient am Leiden der Leute! Es ist doch klar, daß auch ich an
Schwangerschafts-Abbrüchen verdiene. Sonst könnte ich so eine Praxis nicht
aufmachen."
Unbeirrt verfolgt der Mediziner sein Ziel, die Praxis mit einer
Privatklinik zu ergänzen. Die dafür vorgesehenen Räume im Stockwerk
darunter sind genehmigt, die Kassenzulassung liegt vor. Zwei Fachärzte
sollen ab Mitte Dezember Abtreibungen und Sterilisationen vornehmen.
Sich selbst will der Arzt etwas zurücknehmen, um "ein altes Projekt"
voranzubringen: Stapf schreibt, zusammen mit einem amerikanischen
Kollegen, an einem Fachbuch für Ärzte zum Thema Abtreibung. Mitte nächsten
Jahres soll es erscheinen.
Es wird das Buch eines Experten, dessen handwerkliche Qualifikation nicht
einmal seine ärgsten Gegner bestreiten: Mit über 70 000 Abtreibungen
gehört er ohne Zweifel zu den erfahrensten Abtreibungs-Ärzten in
Deutschland. Dabei ist Stapf Allgemeinarzt, hat weder promoviert noch
seinen Facharzt gemacht.
Verpfuschte Abtreibungen haben den Arzt tief geprägt
Was fesselt Friedrich Stapf an Schwangerschafts-Abbrüchen so stark, daß er
vor 30 Jahren seine Facharzt-Ausbildung abbrach, um fortan nichts anderes
zu machen?
"Mein Schlüsselerlebnis", sagt der gebürtigen Wiesbadener, "hatte ich im
Jahr 1968, als ich, damals noch Student, mit einer Freundin zu einem
illegalen Schwangerschafts-Abbruch ging. Der Arzt nahm den Eingriff ohne
Betäubung vor. Das hat tierisch weh getan und saumäßig geblutet. Der Arzt
ist übrigens später im Gefängnis gestorben."
Für Stapf waren ab diesem Tag die beruflichen Weichen gestellt. Als
Famulus ging er in die Wiesbadener Frauenklinik, in die sogenannte
Abort-Station. "Da gab es aber kaum Fehlgeburten. Es waren fast alles
gepfuschte Schwangerschafts-Abbrüche – gepfuscht auf die schlimmste Art
und Weise", empört sich Stapf noch heute.
Freiwillig famuliert er länger, übernimmt Nachtwachen, sieht zehn Frauen
sterben an mißratenen Abbrüchen. Aus dieser Zeit rührt Stapfs Moral: "Eine
Frau darf durch den Schwangerschafts-Abbruch nicht krank werden! Und: Die
Würde der Frau muß gewahrt bleiben!"
Pflichtberatung zwingt Frauen zur Lüge
Dazu gehört für Stapf, daß es keine Pflichtbefragung der
abtreibungswilligen Frau durch den Abtreibungsarzt geben darf. "Das zwingt
viele Frauen zur Lüge." Dennoch nimmt er "grundsätzlich keine Abtreibung
vor, ohne mit der Patientin ein Beratungsgespräch geführt zu haben". Zwei
seiner sechs Arzthelferinnen sind für diese Gespräche speziell
ausgebildet. Wenn die Frauen nach einer Woche Bedenkzeit immer noch
abtreiben wollen, erhalten sie ihren Termin. Stapf: "Jedes
Beratungsgespräch schließt mit der Bemerkung: Wenn Sie sich doch
hoffentlich für das Kind entscheiden, schicken Sie uns bitte in acht
Monaten ein Bild von ihm!" Stolz zeigt der Arzt auf eine mit Baby-Fotos
dicht gepflasterte Pinnwand: "Über 100 Fotos haben wir allein in den
vergangenen drei Jahren bekommen."
Stapf nimmt für sich und seine Mitarbeiterinnen in Anspruch, um jedes Kind
zu ringen, bevor sie die Entscheidung der Mutter akzeptieren.
Patientinnen zwischen elf und 56 Jahren
Seine Helferinnen und er werden oft mit extremen Partnerschafts-Konflikten
konfrontiert. "Der Schwangerschafts-Abbruch setzt häufig auch unter die
Partnerschaft den Schlußpunkt", resümiert Stapf. Ebenso hat das Team mit
Elfjährigen zu tun, die vom eigenen Vater geschwängert wurden, oder mit
älteren Frauen, etwa einer 56jährigen, die wegen eines hormonbildenden
Tumors ausgerechnet an dem Tag einen Eisprung hatte, an dem sie nach zehn
Jahren erstmals wieder Verkehr hatte und daraufhin schwanger wurde. Stapf:
"Solche Schicksale zehren an den Kräften." Kaum eine Helferin hält diesen
Druck länger als fünf Jahre aus. Stapf hilft dann seinen Helferinnen.
"Bisher habe ich noch jeder geholfen, in einer ,normalen' Arztpraxis
unterzukommen. Gehalts-Differenzen gleiche ich aus!"
Trotz aller Angriffe – mit amerikanischen Verhältnissen will Stapf die
Situation in Deutschland nicht vergleichen. Dort werden Abtreibungs-Ärzte
öffentlich gebrandmarkt, sieben Ärzte wurden von militanten
Abtreibungs-Gegnern ermordet.
Jeden letzten Freitag im Monat Demonstrationen vor der Praxis
Stapf: "Direkt bedroht worden bin ich Gott sei dank noch nicht. Vor der
Praxistür stehen häufiger zwei ältere Herrschaften von den
,Lebensschützern'. Und jeden letzten Freitag im Monat findet auf der
Straße eine Demonstration statt. Die Leute singen Lieder und haben
Pappschilder mit Bildern von zerstückelten Embryonen in der 20. Woche um
den Hals gehängt." Aber davon fühlt sich der Arzt nicht bedroht. Stapf:
"Ich will meine Meinung ja auch frei äußern können."
Dann zieht der Abtreibungs-Arzt ein Blatt aus seiner Aktentasche. Die
Kopie eines Interviews zur Abtreibungspille RU 486, das die "Rheinische
Post" vor wenigen Tagen mit ihm geführt hat.
Für Stapf ist die Pille eine Alternative für eine ganz kleine Gruppe von
Frauen. "Es wäre gut, wenn wir sie für diese Patientengruppe hätten. Aber
er, der sich persönlich in der französischen Klinik informiert, die RU 486
entwickelt hat, warnt: "Zuvor muß der Vertriebsweg geregelt sein!"
Und dann folgt ein Bekenntnis, das vom Abtreibungsarzt Stapf nur erwartet,
wer ihn näher kennt: "Ich sehe bei RU 486 die Gefahr, daß die Beratung
über die Methode – chirurgisch oder Pille? – die Beratung überlagert, ob
der Abbruch überhaupt erfolgen soll!"
Manfred
Ruopp
Friedrich A. Stapf
Der heute in München lebende Friedrich Andreas Stapf, 52, ist einer der
erfahrensten Abtreibungs-Ärzte in Deutschland. 70 000
Schwangerschafts-Abbrüche hat er in den vergangenen 18 Jahren
durchgeführt.
Der wegen dieser hohen Zahl oft kritisierte Stapf betreibt in Stuttgart
eine Privatklinik für Abtreibungen, in München eine Abtreibungspraxis. Im
Dezember will Stapf auch hier eine Privatklinik für
Schwangerschafts-Abbrüche und Sterilisationen eröffnen
In die Schlagzeilen geraten ist der Arzt in den vergangenen Wochen wegen
seiner erfolgreichen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den
bayerischen Sonderweg im Abtreibungsrecht.
Stapf ist geschieden und Vater von zwei Söhnen im Alter von 9 und 14
Jahren.
(Anmerkung: * bis 1998)
Quelle: ÄRZTLICHE PRAXIS / Jahr: 1998 / Ausgabe: 91 / Seite: 2
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