Undercover in der Abtreibungsklinik:
„Wie in der Hölle“
Die amerikanische Organisation Planned Parenthood verkauft Organe
abgetriebener Babys. Das Thema hat den Präsidentschaftswahlkampf
erreicht: Republikaner sprechen von einem Skandal, Hillary Clinton
verteidigt das „Recht auf Abtreibung“.
Planned Parenthood (PP) ist in
Deutschland als Dachverband der Organisation „Pro
Familia“ bekannt, die Beratungen zur Sexualpädagogik
anbietet und medizinische Zentren betreibt, in denen Abtreibungen
vorgenommen werden. In den USA bietet der Verein ärztliche Betreuung
insbesondere in der Gynäkologie, Verhütungsberatung, Krebsvorsorge –
und Abtreibungen. 327.653 Kinder wurden 2013 in den amerikanischen
Kliniken des gemeinnützigen Vereins abgetrieben, 528 Millionen Dollar
an Steuergeld hat er im gleichen Jahr erhalten. Die Politik streitet
über diese Förderung, die ausdrücklich nicht zur Finanzierung von
Abtreibungen genutzt werden darf, schon lange – Konservative wollen
sie abschaffen, Linksliberale ausweiten. PP ist der größte Anbieter
von Abtreibungen in den Vereinigten Staaten.
Seit Wochen nun diskutiert nicht nur Amerika über mit versteckter
Kamera aufgenommene Gespräche mit PP-Mitarbeitern, in denen der
Verkauf von Körperteilen und Organen der abgetriebenen Babys
verhandelt wird. „Immer mehr Leute wollen intakte Lebern“,
erklärt da beispielsweise Deborah Nucatola, die Leiterin der
medizinischen Dienste des Vereins, bei einem Geschäftsessen im
Restaurant. „Wir sind sehr gut darin geworden, Herz, Lunge und Leber
zu bekommen, weil wir das wissen, und dann zerquetsche ich diesen Teil
nicht, ich zerquetsche dann sozusagen eher unten, und ich zerquetsche
oben, und ich schaue, ob ich das intakt rausbekomme.“ Die Videos
wurden von der konservativen Gruppe „Center for Medical Progress“
aufgenommen und veröffentlicht. Die Aktivisten hatten sich als
Mitarbeiter einer jungen Firma ausgegeben, die Teile abgetriebener
Embryos an Forschungslabore weiterverkaufen will.
In einem am Dienstag online gestellten
Video ist zu sehen, wie die angeblichen Interessenten mit der
Forschungsdirektorin einer PP-Klinik aus Texas über den Kauf ganzer,
intakter Babyleichen verhandeln. Die PP-Mitarbeiterin erklärt, dass
hierbei nur die Frage sei, unter welchem Posten man dies verbuche.
Einige Abtreibungsärzte hätten bereits Erfahrung darin gesammelt, die
Prozeduren so durchzuführen, dass möglichst geeignete Proben für
Forschungsvorhaben gewonnen werden könnten. In einem anderen Video
werden die Aktivisten mit versteckter Kamera durch eine Klinik geführt
und werden Zeuge, wie in Petrischalen mit Teilen abgetriebener Babys
nach Organen gesucht wird. Das
Video ist bei YouTube wegen seiner Brutalität nur für Volljährige
abrufbar.
„Ein brutaler Ort wie in der
Hölle“
Die Filmaufnahmen zu diesem Video waren der schwierigste Teil der
heimlichen Dreharbeiten, erklärte David Daleiden, Sprecher des „Center
for Medical Prograss“, am Dienstag im TV-Sender
The Blaze. „Es war absolut brutal“ erinnert er sich und
beschreibt, wie die einzelnen Körperteile der toten Babys begutachtet
wurden. „Dieser Ort war wirklich wie ein Stück Hölle.“
Längst hat der Streit um die Organisation Planned Parenthood die
amerikanische Politik erreicht: Am Montag versuchten republikanische
Kongressabgeordnete, die staatliche Subvention für PP zu beenden, eine
Abstimmung dazu wurde aber von den Demokraten im Senat blockiert. Im
anlaufenden Präsidentschaftswahlkampf spielt der Skandal eine große
Rolle. Republikanische Kandidaten für die Präsidentschaft nannten das
Vorgehen von PP skandalös. „Der nächste US-Präsident sollte Planned
Parenthod finanziell trockenlegen“, erklärte Jeb Bush, sein Kollege
und parteiinterner Konkurrent Scott Walker stimmte ihm zu.
Die aussichtsreichste demokratische Bewerberin, Hillary Clinton,
greift beide deswegen in einem neuen
Werbespot direkt an: „Politiker, die so etwas fordern, fordern
damit, Millionen Frauen, Männer und junge Leute von lebensrettenden
präventiven Behandlungen fernzuhalten.“ Die ehemalige First Lady
nannte die Videos „verstörend“, kündigte aber an, für Planned
Parenthood und die „Entscheidungsfreiheit aller Frauen“ zu kämpfen.
Die Online-Zeitung
Politico berichtet von zahlreichen Verbindungen zwischen dem
Clinton-Lager und PP.
Am Donnerstag findet die erste Fernsehdebatte der republikanischen
Präsidentschaftskandidaten statt. Beobachter rechnen damit, dass es in
der Diskussionsrunde ausführlich um den Skandal gehen wird. Planned
Parenthood hatte im letzten Präsidentschaftswahlkampf für Barack Obama
geworben. Anhänger der Republikaner verbreiten derzeit ein
Foto von 2012 im Internet, auf dem der US-Präsident PP-Chefin
Cecile Richards umarmt.
PP: Verfahren ist nicht illegal
Planned Parenthood selbst äußerte sich mehrfach zu den Vorwürfen.
Zwar bedauere die Organisation den Tonfall der heimlich gefilmten
Mitarbeiter. Die gezeigte Praxis, Gewebe abgetriebener Embryonen zu
Forschungszwecken zu verwenden, sei jedoch nicht illegal. PP
erwirtschafte damit keinen Gewinn, die Preise würden lediglich den
Verwaltungsaufwand decken. Viele Frauen entschieden sich freiwillig
dazu, das Gewebe der abgetriebenen Embryonen der Wissenschaft zu
spenden. „So haben sie wenigstens das Gefühl, dass aus einer schweren
Zeit ihres Lebens noch etwas Positives hervorgeht“, erklärt auch eine
der heimlich gefilmten PP-Mitarbeiterinnen.
Schauspielerinnen wie Scarlett Johansson, Lena Dunham und Julianne
Moore bekundeten auf Twitter ihre Solidarität mit Planned Parenthood.
Die Unternehmen Coca Cola, Ford und Xerox baten PP indes, sie von
einer öffentlichen Unterstützerliste zu streichen, die bisher auf der
Webseite von PP zu sehen gewesen war. Sie seien nie Geldgeber von PP
gewesen, teilten die Unternehmen mit. Planned Parenthood entfernte
daraufhin die komplette Liste von ihrer Homepage. (pro)
Quelle:
http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/undercover-in-der-abtreibungsklinik-wie-in-der-hoelle-92958/
|