Weil auf einem Flugblatt ein
Waldkraiburger Frauenarzt als «Mörder» bezeichnet wird,
distanziert sich Pfarrer Martin Garmaier von einer Gruppe
katholischer Abtreibungs- gegner. Waldkraiburg - Sie nennen sich
«Helfer für Gottes Kostbare Kinder Deutschland e. V.
» und setzen sich für den Schutz des ungeborenen Lebens ein: In
vielen Städten der Republik ist die Bewegung katholischer
Abtreibungsgegner vertreten. Sie treffen sich zu Gebeten,
Gottesdiensten und Prozessionen zu «Abtreibungsorten», zum Teil
mit Unterstützung von kirchenamtlicher Seite.
Zu den Zielen der Prozessionen zählen
nicht nur die großen Abtreibungskliniken in den Ballungszentren,
sondern neuerdings auch die Praxis eines Frauenarztes in
Waldkraiburg, der auf der Basis der gültigen Gesetzgebung
ambulante Abtreibungen vornimmt. Seit Juni zieht eine Gruppe von
Abtreibungsgegnern jeden letzten Montag im Monat von der
Christkönigskirche singend und den Rosenkranz betend durch die
Straßen, um sich in Sichtweite vor der Praxis zu postieren.
25 Menschen hatten sich laut Ingrid
Freundl, die die Gebetsvigil leitet, beim ersten Mal der
Prozession hinter einem Marienbild angeschlossen, 28 waren es
bei der jüngsten Prozession am Montag dieser Woche. Menschen aus
Waldkraiburg, Haag, Wasserburg und sogar aus München seien
darunter. «Wir beten dafür, dass keine Kinder mehr getötet
werden», sagt die Frau aus dem Landkreis Rosenheim. «Ein
Gynäkologe sollte keine Abtreibungen durchführen dürfen. Nach
dem katholischen Glauben ist das ja Mord und eine schwere
Sünde.»
Ihr Anliegen hatten die «Helfer für
Gottes Kostbare Kinder» vor mehreren Wochen dem Waldkraiburger
Pfarrer Martin Garmaier vorgetragen und ihn gebeten, ihr
Anliegen auch als Intention in dem Gottesdienst aufzunehmen, der
jeden letzten Montag um 8 Uhr in der Christkönigskirche
stattfindet. Dazu war Garmaier nicht bereit. «Aber ich
verweigere niemandem den Besuch der Messe.»
Nach den ersten beiden Prozessionen
grenzt sich der Priester jetzt öffentlich deutlich von der
Gruppe ab. Im Zusammenhang mit der Veranstaltung waren
Flugblätter aufgetaucht, «von denen ich mich gemeinsam mit allen
übrigen Seelsorgern und Seelsorgerinnen des Pfarrverbandes in
aller Klarheit distanziere», so Garmaier in der aktuellen
Ausgabe der Pfarrverbandsnachrichten.
In dem Flugblatt, das in der Praxis
eingeworfen wurde, findet sich unter anderem ein Zitat von Br.
Bernhard Bäumer, laut Garmaier vermutlich ein Mitglied des
Engelwerkes: «...Erschütternd ist auch, daß wir in D-84478
Waldkraiburg einen Abtreibungsarzt (Mörder) haben...» Er sehe in
dieser Bezeichnung «eine Verleumdung», so der Pfarrer, «die dem
eigentlichen Sachverhalt in keinster Weise gerecht wird».
Der Leiter des Pfarrverbandes betont im
Namen des Seelsorgeteams, «klar und unmissverständlich für den
Schutz des geborenen wie des ungeborenen Lebens» einzutreten.
Zugleich weist er diese «Art und Weise der Agitation» zurück.
«Unseren Vorstellungen entspricht eine pastorale und kirchliche
Handlungsweise, die eher versucht, auf positiver Grundlage dem
Menschen zu begegnen denn auf negativer.» Er spricht sich dafür
aus, Frauen, die durch eine Schwangerschaft in ernsthafte
Schwierigkeiten geraten, partnerschaftlich zur Seite zu stehen
«statt mit der moralischen Keule auf sie einzuschlagen».
Ingrid Freundl versteht «den Wirbel»
nicht. Die Gebetsversammlungen und Prozessionen seien
ordnungsgemäß beim Landratsamt angemeldet. «Und wir halten uns
an die Regeln.» In keiner Weise gehe es der Gruppe darum,
Personen zu beleidigen. «Wir beten auch für den Arzt und sein
Personal in vollkommener Liebe, da sind keine Aggressionen.»
«Das Flugblatt geht nicht von uns aus»,
sagt Freundl. Wer dafür verantwortlich ist, kann die
Vigilleiterin allerdings nicht sagen. «Die meisten Teilnehmer
kenne ich nicht.»
Der betroffene Waldkraiburger Arzt hat
bislang von einer Anzeige gegen die Gruppe abgesehen. «Ich werde
sie ignorieren», sagt er am Telefon. Der Gruppe gehe es vor
allem darum, ins Gespräch zu kommen», glaubt der Mediziner. hg
Quelle:
ovb-online.1.08.2009