Die Schock-Kampagne bleibt Rauchern vorerst
erspart: In Deutschland sollen zunächst keine Bilder von Tumoren,
Raucherlungen oder faulende Zähnen auf Zigarettenschachteln abgedruckt
werden.
Berlin - In Kanada, Australien, Brasilien oder Thailand gehören sie
bereits zum Alltag, in Großbritannien werden sie im Herbst
eingeführt: schockierende, teils Ekel erregende Bilder von den
gesundheitlichen Folgen des Rauchens, abgedruckt auf
Zigarettenschachteln. In Deutschland aber wird es dazu vorerst nicht
kommen: In dieser Legislaturperiode würden die Bilder nicht
eingeführt, sagte die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing.
Die
EU hatte den Mitgliedstaaten 2004 geraten, die schockierenden Bilder
von Geschwüren oder faulenden Zähnen auf Zigarettenschachteln als
Mittel zur Gesundheitsvorsorge zu nutzen. Dies geschieht inzwischen
in mehreren Ländern.
Politischer Zank um Schockbilder
In Deutschland sind die Bilder seit langem Zankapfel zwischen den
Koalitionsparteien. Während die SPD und das Gesundheitsministerium
schon 2007 Sympathie für die Maßnahme bekundeten, lehnte die Union
sie ab. Nun sagt SPD-Politikerin Bätzing: Wenn
belegt sei, dass solche Bilder Raucher zum Aufhören bewegen könnten,
werde man die entsprechende EU-Richtlinie anwenden. Im
Nationalen Aktionsplan gegen das Rauchen, der Ende April vorliegen
soll, werde aber zunächst auf eine noch nicht abgeschlossene Studie
verwiesen. Vor der Bundestagswahl sei noch nicht mit Ergebnissen zu
rechnen.
Experten aber halten es für längst bewiesen, dass die
Schockbilder Raucher zum Aufhören bewegen können.
"Es gibt klare Hinweise, dass diese
Schockbilder tiefen Einfluss haben, insbesondere auf Jugendliche",
sagte Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle
Krebsprävention beim Heidelberger Krebsforschungszentrum. Im
internationalen Vergleich zeige sich, dass in den Ländern, die die
Bilder nutzten, die Bereitschaft der Raucher zum Aufhören deutlich
steige.
Die in Deutschland genutzten Texthinweise über die Schädlichkeit
von Zigaretten würden von Rauchern hingegen kaum noch wahrgenommen,
sagte Pötschke-Langer. Es sei wichtig, die Art der Hinweise alle
paar Jahre zu ändern. "Grundsätzlich gilt:
'Ein Bild sagt mehr als tausend Worte'", sagte die Expertin.
Auch in einer 2007 veröffentlichten internationalen Studie mit
15.000 Rauchern sahen Experten Hinweise, dass die Ekelfotos
abschrecken. 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, solche Bilder
beeinflussten ihr Rauchverhalten. Besonders wirksam seien Bilder von
echten Krebsgeschwüren.
mbe/AP
Quelle: Spiegel 25.3.2009