Es waren nicht nur die
Grünen. Es waren auch nicht nur die 68er. Es war der Zeitgeist,
der allerdings war links bzw. liberal. Es war einfach angesagt bei
(fast) allen, die sich als fortschrittlich verstanden: Dass doch
nichts dabei sei, wenn Erwachsene mit Kindern... denn die wollten es
doch auch. Und es war kein Zufall, dass sich diese Haltung im laufe
der 70er Jahre auf breiter Front Bahn brach. Angeführt vom harten Kern
der Pädophilen, die sich nun ungeniert als "Pädosexuelle" bezeichneten
und als "Kinderfreunde" verklärten. "Verbrecher ohne Opfer" waren sie
in der Zeit nicht nur für die taz. Doch es sind die 68er und
ihre Erben, die Grünen, die in
den ihnen nahestehenden Publikationen nicht nur das Recht der Kinder
auf eine eigene Sexualität propagierten, sondern auch das
Recht der Erwachsenen (sprich: Männer) auf die
Sexualität mit Kindern.
Die Grünen
waren es, die gleich 1980 auf ihrem zweiten Parteitag die Streichung
des § 176 debattierten, der die Sexualität mit Kindern unter 14 Jahren
unter Strafe stellt, sowie den § 174 (sexueller Missbrauch
von minderjährigen Schultzbefohlenen).
Fünf Jahre später winkte der
Landesparteitag der Grünen in NRW den SchwuP-Antrag durch.
Mit 76 zu 53 Stimmen wurde die
Legalisierung von Sex Erwachsener mit Kindern unter 14 beschlossen,
sofern es sich um "einvernehmlichen Sex" handele.
Die Grünen NRW kamen nicht in den Landtag.
Inspiriert worden war der
Antrag u.a. von der grünen BAG SchwuP (Bundesarbeitsgemeinschaft
Schwule, Päderasten und Transsexuelle). Der
Koordinator der SchwuP, Dieter Ullmann, war da wegen Kindesmissbrauchs
schon mehrfach im Gefängnis gewesen. Und übrigens war bei der
SchwuP auch der
Grüne Volker Beck aktiv - oder, um es mit seinen heutigen
Worten zu sagen: "ein, zweimal da".
Auf der Basis des § 176, der
Kindesmissbrauch mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft, wurden
damals laut Spiegel jährlich 20-25.000 Täter verurteilt.
Bedenkt man, dass das nur die Spitze des Eisberges ist - weil die
meisten kindlichen Opfer zu verwirrt, eingeschüchtert oder abhängig
sind, um sich überhaupt zu wehren -, dann ahnt man das Ausmaß des
Verbrechens.
Auch nicht pädophile Männer -
also mit ihrem Begehren nicht unbedingt zwanghaft auf vorpubertäre
Kinder fixiert - frequentierten inzwischen den "Kinderstrich" am
Bahnhof Zoo oder fuhren nach Thailand und Mexiko, um dort Kinder noch
billiger zu kaufen. Die Frauen zu Hause waren einfach zu
unbequem geworden - und die Kinder nicht mehr ganz so verfügbar.
Es war die Zeit, in der Roman
Polanski angeklagt wurde, die 13-jährige Samantha Geimer unter
Nötigung und Drogen vergewaltigt zu haben, und der Regisseur die Tat
zwar gestand, sich jedoch der Gefängnisstrafe in den USA 1977 durch
Flucht nach Europa entzog. In Paris lebt und
arbeitet Polanski seither unbehelligt. (Und tat sich gleich
nach dem Fall Geimer mit der damals erst 14-jährigen Nastassja Kinski
zusammen.) Als das Verfahren in Amerika 2009 wieder hochkam und die
US-Richter die Auslieferung Polanskis forderten, konnte der
bekennende Päderast sich der Sympathie einer überwältigenden Mehrheit
im europäischen Kulturmilieu sicher sein.
Polanski hat in Europa bis heute mit keinerlei Konsequenzen zu
rechnen.
Es war auch die Zeit, in der
EMMA beim Presserat einen Antrag auf Rüge wegen Kinderpornografie
stellte. Anlass war ein Spiegel-Cover im Mai 1977, auf dem
eine 12-Jährige abgebildet war. Titelzeile "Die verkauften Lolitas".
Eva Ionesco, die Tochter des Dramatikers, hat später als Erwachsene
ihre Mutter verklagt. Die Fotografin Irina Ionesco hatte die Fotos
gemacht und verkauft. Die Tochter fühlte sich missbraucht und forderte
die Zensur dieser weltweit von ihr als "Lolita" kursierenden Bilder.
2012 bekam sie recht, doch nur zum Teil.
Die propädophile Ideologie von damals wirkt bis heute nach, ja
ist in der grenzenlos verbreiteten Pornografie inzwischen
allgegenwärtig.
Dennoch:
Wenn heute Wahlen wären, würden 39 Prozent aller
EMMA-Leserinnen die Grünen wählen. Das ergab unsere
Leserinnen-Analyse 2013. Das zeigt, dass die Grünen es
verstanden haben, diese dunkle Seite ihrer Politik vergessen zu
machen. Honoriert wird eine gewisse Frauenpräsenz (vom "Feminat" 1984
bis zu Künast oder Göring-Eckardt heute), sowie die Übernahme
feministischer Forderungen, die Finanzierung von Projekten wie
Frauenhäuser etc.
Doch in der Sexualpolitik,
dem Kern des Feminismus, sieht es bei näherem Hinsehen schon ganz
anders aus. So waren und sind die Grünen
weiterhin gegen jegliche Einschränkung von Pornografie. Und sie
sind die Vorreiter einer Verharmlosung von
Prostitution, für sie "ein Beruf wie jeder andere".
Das passt zur Verharmlosung des Missbrauchs von Kindern:
Die herrschenden Alt-Grünen sind gegen
Herrschaftsverhältnisse im gesellschaftlichen Bereich, leugnen jedoch
die Machtverhältnisse im Privaten. Das gilt für das
Machtgefälle zwischen Freiern und Prostituierten ebenso wie für das
zwischen Erwachsenen und Kindern. - Dürfen wir
also auch bei der Prostitution, diesem "Beruf wie jeder andere", nun
30 Jahre warten, bis ihre Verharmlosung und Akzeptanz als Skandal
empfunden wird?
Übrigens gleicht sich die
Argumentation frappant: Ganz wie die Kinder mit den Pädophilen machen
es die Frauen mit den Freiern angeblich "einvernehmlich" und
"freiwillig" - und es ist doch auch eigentlich nichts dabei, oder?
Noch 1988 forderte der heutige
Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, in einem Beitrag für
das Buch "Der pädosexuelle Komplex" die "Entkriminalisierung der
Pädosexualität".
Und heute? Davon distanziert er
sich inzwischen, dafür propagiert er nun im gleichen Geist die
Verharmlosung und Akzeptanz der Prostitution. Beck wörtlich:
"Wenn Leute etwas anbieten, andere es kaufen
wollen und es keine ökologischen oder sozialen Nebenwirkungen gibt,
die man dringend unterbinden muss, dann nehme ich das zur Kenntnis und
störe mich nicht weiter daran." Das erklärte Volker Beck jüngst
apropos der Prostitution. - Man kann einen solchen Grad an Zynismus
kaum fassen.
Diese "Art von
Sexualdarwinismus" begann in den 70er Jahren: "Das Recht des Stärkeren
über den Schwächeren. Keiner fragt mehr: Wie kommt das in mich rein?
Was richte ich damit an? Da wird nur noch gefragt: Was tue ich
mir an, wenn ich meinen Bedürfnissen nicht nachkomme?" Der
das 1980 sagte, stand nicht gerade im Verdacht, prüde zu sein oder
etwas gegen die 68er zu haben. Im Gegenteil. Er war selber einer und
schrieb mit "Sexfront" die Bibel der sexuellen Befreiung Jugendlicher.
Es ist (der inzwischen verstorbene) Günter Amendt.
In dem war es für den
68er selbstverständlich, auch die Frauen im Blick zu haben.
Amendt: "Ich halte das auch Gespräch, das ich im Frühling
1980 für EMMA mit ihm führte, für eine Reaktion auf das
Nicht-mehr-so-zur-Verfügung-Stehen der Frauen. Schon ist man beim Kind
gelandet." Der Sexualpädagoge, zu der Zeit auch
Vorstandsmitglied der "Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung",
und ich, wir kamen von zwei verschiedenen Seiten: er von der linken,
ich von der feministischen. Doch uns einte die Sorge um die
Schwächsten im Glied: die Kinder. Denn ihnen drohte nun im Namen der
"sexuellen Freiheit" die totale Auslieferung an die Erwachsenen.
Wir führten das Gespräch im
Wahljahr 1980, wenige Wochen nach Gründung der Grünen als
Partei im Januar und ein paar Wochen vor dem "Marsch auf Bonn" (Spiegel)
der Pädophilen, zu dem die "Allgemeine Homosexuelle
Arbeitsgemeinschaft" (AHA) aufgerufen hatte. Die AHA forderte "die
Abschaffung der Bestrafung von Sexualität überhaupt" und präzisierte,
dass dies auch "für Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern" zu
gelten habe.
Und
keineswegs nur die Partei der Grünen hatte dieses Anliegen zu
ihrer Sache gemacht. Gewisse Kreise in der FDP standen der
Forderung auf "Freiheit für Pädophile" ebenfalls sehr wohlwollend
gegenüber.
Den Marsch durch die
Institutionen hatten die Pädophilen Anfang der 70er Jahre angetreten -
und zwar da, wo die Kinder sind, unter Pädagogen. So hatte die
progressive Fachzeitschrift betrifft: Erziehung 1973 orakelt:
"Schadet es Kindern, wenn über Sexualität zwischen Erziehern und
Erzogenen nicht nur gesprochen wird?" Zwischen Erziehern und
Erzogenen. Hier ging es also noch nicht einmal "nur" um Erwachsene und
Kinder, sondern auch noch um Lehrer und Abhängige. Passend dazu
veröffentlichte das Pädagogenblatt eine Karikatur, die darüber
spöttelte, dass man für Gewalt gegen ein Kind nur drei Monate
Gefängnis mit Bewährung bekäme - für "Schmusen" mit dem Kind jedoch
fünf Jahre ohne Bewährung.
In diesem Diskurs waren die
homosexuellen Pädophilen federführend,
obwohl die heterosexuellen Pädophilen in der Mehrheit sind. Sie
vermischten ihre Forderung geschickt mit dem Kampf gegen die
Diskriminierung Homosexueller. Und sie setzten
Pädophilie (Sex mit nicht geschlechtsreifen Kindern) gleich mit
Päderastie (Sex mit minderjährigen Jugendlichen). Darum war das
Gespräch zwischen dem offen homosexuellen Amendt und mir auch durchaus
strategisch bedacht: Wir hofften, damit sowohl in die (frauen)politische
wie linke als auch in die (sexual)wissenschaftliche Szene hinzuwirken.
Denn wir waren uns einig in der grundsätzlichen Haltung: Es
handelt sich bei der Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern - ganz
wie der zwischen Männern und Frauen - um eine ungleiche, also um ein
Herrschaftsverhältnis. Pädophilie
ist eine emotionale und sexuelle Ausbeutung Schwächerer.
Die Gesetzesänderung konnte
verhindert werden. Doch der Geist, in dem ernsthaft darüber
nachgedacht wurde, hält bis heute an. Und da spielten die Grünen
und mit ihnen die taz eine entscheidende Rolle.
Der als links geltende
Rechtswissenschaftler Rüdiger Lautmann
zum Beispiel konnte ungestört weiter an der Universität Bremen
lehren, obwohl er bereits 1978 den sexuellen
Missbrauch von Kindern als "Straftaten ohne Opfer" bezeichnet
hatte. Auf dem Deutschen Soziologentag im April 1979 war Lautmann dann
maßgeblich an dem Antrag beteiligt, den Pädophilie-Paragraphen 176
ersatzlos zu streichen. Wer hätte ihn auch stören sollen? Zusammen mit
Lautmann, der den "Arbeitskreis Homosexualität und Gesellschaft"
initiiert hatte, forderten die FDP-nahe
"Humanistische Union" ebenso wie die "Schwulengruppen" der
Jungdemokraten, Jungsozialisten und die "Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft" die ersatzlose Streichung des § 176.
Wäre das nicht verhindert worden, wäre
der sexuelle Missbrauch von Kindern heute in Deutschland straffrei.
Damals war dieser Geist nicht
nur Teil des Backlash auf die Emanzipation der Frauen, sondern auch
eine Reaktion auf die öffentliche Benennung und Verurteilung des
größten Tabus: des Missbrauchs von Kindern. Der passiert, wie wir
heute wissen, in drei von vier Fällen innerhalb der Familie und ihrem
Umkreis, und er betrifft jedes vierte bis dritte Mädchen sowie jeden
zehnten bis zwölften Jungen.
Als EMMA 1977 erstmals über
Inzest/Missbrauch schrieb, versank das Dossier im Schweigen, sowohl
bei den Leserinnen wie bei den Medien. Es war zu früh. Das Tabu war
noch zu mächtig. Doch in den 80er Jahren bildeten sich erste
Selbsthilfegruppen, drang das Drama allmählich an die Öffentlichkeit.
Die Reaktion ließ nicht lange
auf sich warten. 1991 lancierte der Sozialpädagoge Reinhart
Wolf das Schlagwort vom "Missbrauch des Missbrauchs". Der
Rektor der Alice-Salomon-Fachhochschule und Gründer der
"Kinderschutzzentren" (!) sowie seine Frau Angela diagnostizierten in
der linken Pädagogenzeitschrift Päd Extra den
"sexualpolitischen Rollback einer Anti-Sex-Allianz". Die setze sich
zusammen aus "religiösen Rechten und einem Teil der feministischen
Bewegung". Wolf war als Vorsitzender des SDS (Sozialistischer
Studentenbund Deutschland) in den 68ern ganz wie Amendt einer der
Leader der Studentenbewegung gewesen, mit der autonome Feministinnen
sich als erste angelegt hatten wg. besonders bigottem Machotums.
1992 veröffentlichte
Katharina Rutschky, eine ehemalige Lehrerin, in dem linken
Klein-Verlag ihre Schrift "Erregte Aufklärung". Ein paar Jahre
zuvor war sie erstmals in den Medien aufgetaucht, als Streiterin gegen
EMMAs PorNO-Kampagne: Das sei neue Prüderie und Männerhass. Rutschky,
die 2010 verstarb, blieb bis zuletzt auf Antifeminismus spezialisiert
und machte sich damit als "Essayistin" einen Namen.
In dem Kampf von
Feministinnen gegen den Missbrauch von Kindern ortete Rutschky in
"Erregte Aufklärung" die pure "Wahnbildung" und einen "dogmatischen
Männerhass". Ihre Hauptgegnerinnen waren, neben EMMA, die
Selbsthilfeorganisationen Wildwasser und Zartbitter.
Ihnen warf sie als Motiv die Absicht der Bereicherung via Fördergelder
und Planstellen vor. Bei der Eröffnung eines Kongresses der
Pädophilen(freundlichen)-Organisation AHS erklärt Rutschky, die
Schließung dieser Selbsthilfeorganisationen sei ihr "größter
Weihnachtswunsch".
Rutschky erhielt über lange
Jahre viel Beifall, von taz bis FAZ. Das von ihr
popularisierte Schlagwort vom "Missbrauch des Missbrauchs" wurde zur
gängigen Redewendung und spielt seither in fast jeder einschlägigen
Gerichtsreportage der Spiegel-Reporterin Gisela Friedrichsen
sowie bei vielen GerichtsgutachterInnen eine Rolle; übrigens längst
eine größere Rolle als der Missbrauch selber.
Überflüssig zu sagen, dass
Rutschky und Wolf zusammenarbeiteten. Sie bedankte sich in "Erregte
Aufklärung" bei ihm für die "Anregung" zum Buch. Und beide waren
sowohl mit der bekennenden Pädophilen-Vereinigung ZEGG sowie der
FDP-nahen AHS verbandelt.
Das waren Zeiten. Wenn einer
wie der renommierte Sozialpädagoge Helmut
Kentler, Professor an der Universität Hannover und
Gerichtsgutachter, in seinen "wissenschaftlichen" Schriften allen
ernstes den Richtern empfahl, straffällige Jugendliche "bei
pädagogisch interessierten Päderasten" unterzubringen - dann schrie
niemand Skandal (nur EMMA), sondern wurde zustimmend genickt.
Tatsächlich ergingen Urteile, die
"Kinderfreund" Kentlers guten Rat befolgten und die Jungen den
Pädophilen quasi auf Gedeih und Verderb auslieferten.
Denn die mussten sich ja auch noch erkenntlich zeigen bei den
"Kinderfreunden". Übrigens: Kentler gründete in Bielefeld zusammen mit
Hartmut Hentig die "Laborschule" (womit wir ganz dicht an der
Odenwald-Schule wären).
Und heute? Vor 20 Jahren sprach ein Richter in New York ein
vernichtendes Urteil gegen einen Mann, den wir alle kennen und den
viele bis heute uneingeschränkt schätzen. Der Mann heißt Woody Allen.
Richter Elliot Wilk erkannte
1993 den auf Sorgerecht für seine Kinder Klagenden als "schuldig in
allen Punkten" und erteilte der Beklagten, Mia Farrow, das alleinige
Sorgerecht für die drei gemeinsamen Kinder. Er verurteilte moralisch
das Verhältnis von Woody Allen zu seiner "sozialen" Tochter Soon-Yi
hinter dem Rücken von Mia Farrow (die damals Minderjährige ist heute
die Ehefrau von Allen).
Die New York Times:
"In einem vernichtenden Urteil von 33 Seiten warf Richter Wilk Herrn
Allen vor, er habe mit einer Tochter seiner Lebensgefährtin eine
Liebesaffäre begonnen, habe Familienmitglieder gegeneinander
aufgewiegelt und habe von den wichtigsten Dingen im Leben seiner
Kinder keine Ahnung. Der Richter beschrieb Woody Allen als einen
'eigennützigen, unzuverlässigen und unsensiblen' parent. Das Gericht
stellte in so gut wie allen Punkten seine elterliche Eignung in Frage
und nannte Allens Verhalten den Kindern gegenüber 'missbrauchend und
gefühllos'."
Auch hielt der Richter den
vom Kinderarzt angezeigten sexuellen Missbrauch der damals
siebenjährigen Dylan keinewegs für ausgeschlossen; wenn auch nicht für
beweisbar, die Indizien seien "unklar". Es war Dritten aufgefallen,
dass die kleine Dylan Angst vor ihrem Vater hatte und wie ein Baby
brabbelte oder wie ein Hund bellte, sobald er auftauchte. Befragt
warum, erklärte das Mädchen immer wieder, er habe sie "überall
geküsst" und seine Finger in sie "reingesteckt":
"Er hat gesagt, wenn ich in dem Film vorkommen will, bleibt mir nichts
anderes übrig. Er hat einfach immer wieder reingestoßen."
Woody Allen ist, ganz wie Roman Polanski, bis heute ein
Kult-Regisseur und Ehrengast auf allen Filmfestivals. Wie es den von
ihnen missbrauchten Kindern geht, fragt niemand.
Stimmen, die, bei allen künstlerischen Verdiensten, an die moralischen
Verfehlungen dieser Männer erinnern und damit auch an die
Fragwürdigkeit solcher Idole, gelten als "sex negativ", prüde und
rachsüchtig. Man muss doch auch mal vergessen können...
Vergessen möchten auch die altgedienten Grünen, die entweder
von Anbeginn an mitgemacht haben oder aber seit Jahrzehnten
Verantwortung tragen für das Verschweigen und Weiterwurschteln. Die
Älteren schicken jetzt die Jüngeren vor, die sich "auf die Gnade der
späten Geburt berufen" können, spottete Die Welt.
Ganz zu schweigen von Daniel Cohn-Bendit, 68, der als Person
das Verbindungsglied zwischen 68ern und Grünen ist.
Der hatte in seinen 1975 veröffentlichten Lebenserinnerungen munter
von seinem Streichelsex als Kindergärtner mit einer Fünfjährigen
berichtet. Fast vierzig Jahre lang sah der Paradelinke keinen Grund,
sich selbstkritisch dazu zu äußern oder gar zu entschuldigen. Auf
meinen Text von 2001 reagierte er bis heute nicht. Nun in die Enge
getrieben, behauptet Cohn-Bendit einfach, diese Passage in seinen
Lebenserinnerungen sei "Fiktion" gewesen. Wohlwollender Kommentar der
Alt-Grünen Marieluise Beck in der Zeit: "Dany ist jemand, mit
dem öfter mal die Pferde durchgehen."
Ein Wissenschaftler, der Parteienforscher Prof.
Franz Walter, soll es jetzt richten. Ihn beauftragte
die Partei mit der Aufarbeitung der Rolle der Grünen bei der
Verharmlosung bzw. Propagierung von Sex mit Kindern. Auf seinen
Bericht darf man in der Tat sehr gespannt sein. Und nach Abschluss
könnte er sich gleich auch von der FDP mit der gleichen Aufgabe
betreuen lassen.
Doch auch die Medien dürfen
sich durchaus nach ihrer Verantwortung fragen. Ich erinnere mich nur
zu gut, wie ich 2010 zu Beginn des Ruchbarwerdens des Missbrauchs in
katholischen Internaten in einer Live-Talkshow auch auf den Skandal in
der Odenwald-Schule, also im progressiven Milieu, hinwies. Die
Moderatorin schnitt mir hart das Wort ab. Als ich im Verlauf der
Sendung noch einmal darauf aufmerksam machen wollte, fiel meine
Anmerkung ins Leere. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits alles
über die Odenwald-Schule auf dem Tisch lag.
Es ist also gut, dass endlich auch darüber geredet wird.
(Alice Schwarzer auf
http://www.aliceschwarzer.de/publikationen/blog/ am 12.8.2013)