Herzschlag
eines Kindes
(10. Schw.
woche) |
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„Welche
Ausmaße die [Nazi-]Verbrechen schließlich auch immer angenommen haben,
es wurde allen, die sie untersucht haben,
deutlich, daß sie aus kleinen Anfängen erwuchsen.
Am
Anfang standen
zunächst nur feine Akzentverschiebungen
in der Grundhaltung der Ärzte.
Dr. Leo Alexander (österreichischer
Arzt 1905-1985) |
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1Operationszentrum in
Hürth
Der Leidensdruck
endet im OP-Saal
Von Uli Kreikebaum,
05.08.08, 18:56h
Ins Operationszentrum an der Theresienhöhe
kommen Frauen, die ein Kind wollen, aber nicht schwanger werden, und
Frauen, die kein Kind wollen, aber schwanger sind. Im Bereich der
endoskopischen Chirurgie genießt die Tagesklinik einen exzellenten
Ruf.
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Zehn Patientinnen operiert
Alexander Maucher im Schnitt pro Tag. Die Bandbreite reicht von
„Kinderwunsch“-Operationen bis zu Schwangerschaftsabbrüchen.
BILD: KREIKEBAUM Falls noch ein Köpfchen-Bild von Maucher
mitgenommen wird: Er ist der Mann mit den graumelierten Haaren,
der auf einigen Bildern zu sehen ist (Bilder: privat) |
Hürth
Kinderwunsch-OP, Schwangerschaftsabbruch, Kinderwunsch-OP,
Schwangerschaftsabbruch. In diesem Rhythmus kann ein Arbeitstag
verlaufen. „Schwangerschaftsabbrüche macht niemand gern, wenn wir
dagegen einer Frau helfen können, schwanger zu werden, ist das sehr
schön“, sagt Alexander Maucher, ein hemdsärmeliger Typ Ende 50.
Die Tagesklinik von Maucher und Udo
Auweiler liegt etwas abgelegen, im fünften Stock, am Ende eines
Ganges. An den Wänden hängen Ölbilder, die entstehendes Leben
zeigen. Im Wartezimmer sitzen sich eine etwas blasse junge Frau und
ein nicht mehr ganz so junges Paar gegenüber.
Feine Werkzeuge
Im Radio läuft leise „I'm to sexy“
von „Right said Fred“, als um 8.15 Uhr die erste Frau operiert wird.
Maucher entfernt ein gutartiges Gebärmuttergeschwulst, reine
Routine. „Mitte der 90er Jahre haben die meisten Ärzte bei solch
einer OP noch den ganzen Bauch aufgeschnitten“, sagt der Gynäkologe.
In Hürth reichten schon Jahre zuvor zwei Endoskope mit Minikameras
und feinen Greifwerkzeugen. Wenige Minuten nach der OP erwacht die
Frau aus der Narkose. Nach drei Stunden verlässt sie mit ihrem Mann
die Klinik.
Mehr als 3000 Frauen werden im OPZ
Jahr für Jahr operiert. Im Bereich der endoskopischen Chirurgie
genießt die Tagesklinik einen exzellenten Ruf. Für manche
Operationen wie die Wiederfruchtbarmachung nach vorheriger
Sterilisation kommen sogar Frauen aus dem Ausland.
Aus den Lautsprechern ertönt „Still
haven't found what I am looking for“ von U 2, als Maucher der
nächsten Frau auf dem OP-Tisch keine gute Prognose ausstellt. Die
Patientin ist Anfang 40, wünscht sich ein Kind - und weiß nicht,
warum es nicht klappt. Ihre Hormonwerte sind in Ordnung, die
Spermien ihres Partners ausreichend beweglich. Ein Blick in den
Bauchraum schafft Klarheit: Mehrere Tumore werden auf dem Bildschirm
sichtbar, dazu unscheinbare Wölbungen an der Gebärmutterwand.
„Jede Menge Endometriosen“,
diagnostiziert der Arzt. Mit 40 sei jede dritte Frau davon betroffen
- die nichtentzündlichen Erkrankungen der Gebärmutterschleimhaut
können zu Unfruchtbarkeit führen, indem sie den Eileiter blockieren
oder anderweitig die Befruchtung verhindern. Maucher sagt: „Wenn
Endometriosen richtig behandelt werden, sind die Chancen gut, dass
eine Frau danach schwanger wird.“
Viel zu oft werden die
Krankheitsherde freilich übersehen. So bei Evelyn G.. Ihre
Geschichte ist nicht ungewöhnlich. Nach Studium und ersten Jahren im
Beruf habe sie sich mit ihrem Mann erst mit 36 zu einem Kind
entschlossen, sagt die Frau aus dem Rhein-Erft-Kreis. Weil sie nicht
schwanger geworden sei, hätten sowohl sie wie ihr Mann sich
überprüfen lassen. Ihre Regel-Beschwerden diagnostizierten
Frauenärzte als Eileiterschwangerschaft und verordneten Hormone.
Evelyn G. lief von Arzt zu Arzt, schwanger war sie nach drei Jahren
immer noch nicht. Alexander Maucher vermutete schon nach dem ersten
Gespräch und einer Ultraschall-Untersuchung Endometriosen - und riet
zu einer OP. Für die Operation waren 20 Minuten angesetzt. Sie
dauerte über drei Stunden, so viele Krankheitsherde musste der
Gynäkologe entfernen. Ein knappes Jahr nach der Operation wurde
Evelyn G. schwanger. Ihre Tochter ist inzwischen sechs Jahre alt.
Baby-Postkarten
Zwischen den Operationen eilt Maucher
in sein Büro. Schreibt Diagnosen und OP-Verläufe, druckt Bilder der
Operation aus und telefoniert. „Sie wollen doch nicht operiert
werden? Das ist schön. Dann alles Gute.“ Eine Frau hat sich spontan
entschieden, ihr Kind doch auszutragen. Über jeden
Schwangerschaftsabbruch, den er nicht machen muss, ist der Arzt
froh. Für den Tagesplan bedeutet das: Etwas mehr Zeit, um mit der
letzten Patientin über den OP-Verlauf zu sprechen. Einer Frau
mitzuteilen, dass es wohl nichts mehr werden wird mit einem eigenen
Kind, ist nicht leicht. Um so größer die Freude, wenn mal wieder
eine Baby-Postkarte mit einem Dankesgruß ins Haus flattert.
Über die Möglichkeiten der
Mikrochirurgie, das geringe Risiko und die erstaunlich schnelle
Regeneration der Frauen, die fast alle nach ein paar Stunden nach
Hause fahren, spricht der 59-Jährige, der schon fast 9000
Bauchspiegelungen durchgeführt hat, beschwingt wie übers
Tennisspielen. Schwer seien mitunter Gespräche über
Schwangerschaftsabbrüche. „Da bin ich froh, nicht beratend tätig
sein zu müssen.“ Er habe sich damit abgefunden, im Spannungsfeld
zwischen Leben und Tod zu arbeiten, sagt Maucher. „Ich sehe meine
Aufgabe darin, zu helfen.“
Quelle:
rhein-erft-online.de
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